fbpx

Am Puls der Zeit: Karl und die Werkstätte Hagenauer (Teil 2)

Messing war vor allem, im Vergleich zu anderen Materialien, einfach zu reinigen und hatte vor allem einen deutlich niedrigeren Kaufpreis. Die Werkstätte Hagenauer erzielte durch sehr viele Messingprodukte eine sehr viel breitere Kundschaft.

Im Vergleich dazu stand die Wiener Werkstätte besonders nach dem Ersten Weltkrieg zunehmend unter Kritik. Die Philosophie der Wiener Werkstätte, deren Exklusivität und die Zielgruppe der Reichen und Großindustriellen wirkte veraltet. Besonders in der Nachkriegszeit, als sich europaweit und in Amerika die Gesellschaft und Politik stark veränderte. So beschrieben KritikerInnen der Wiener Kunstschau von 1920, die Wiener Werkstätte als unzeitgemäß und nicht den geänderten politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen angepasst.

Der Wiener Werkstätte setzte man den Makel an, dass sie immer noch auf Dekoration und Ornament beruhte. Sie wurden 1925 von dem zeitgenössischen Kritiker Armand Weiser kritisiert: ‚Eine zur Schaustellung von Überfluss und Luxus‘ zu sein.

Entwurfszeichnung des Spiegelrahmens: Hund, Katze, Maus

Im Kontrast stand hier die Werkstätte Hagenauer, welche Verzierungen schon stark reduzierte. Ihre Kreationen verliefen sich nicht in Ornamentik. Dies kam der Werkstätte Hagenauer zugute. Sie wurden als wegweisend gelobt. Sie erfüllten die sich verändernden künstlerischen und gesellschaftlichen Anforderungen der damaligen Zeit.

Spiegelrahmen: Hund, Katze, Maus

Ein sehr treffendes Beispiel hierfür war ein Spiegel, betitelt: Hund, Katze, Maus, welcher um das Jahr 1930 entworfen wurde. Der Spiegelrahmen zeigt eine spannende Verfolgungsjagd der drei Tiere. Mit einem ausgesprochenen feinen Sinn für Humor gestaltete Karl Hagenauer solche witzigen Episoden, die manche seiner Objekte charmant verzierten. Die comichaften und reduzierten Details, zeigten Karl Hagenauers Meisterschaft der stilistischen Reduktion, wofür die Werkstätte Hagenauer bekannt werden sollte.

Spiegelrahmen im Detail mit Katze

Ein weiterer Aspekt, welcher der Werkstätte Hagenauer zugutekam, war der flexible Preisrahmen, in dem die Objekte angeboten wurden. Es gab Werke und Kunstgegenstände für Jedermann zu erwerben. Um vier Schilling gab es eine schöne Aschenschale zu kaufen. Um 18 Schilling eine elegante Buchstütze. Aber es gab auch Objekte wie ein prachtvoller Kaminleuchter um 320 Schilling oder eine große Stehlampe um 600 Schilling.

KritikerInnen waren kontinuierlich von den Stücken der Werkstätte Hagenauer fasziniert. So schrieb zum Beispiel Weiser in einer Ausgabe der Deutsche Kunst und Dekoration von 1925 folgendes: „Jedes ihrer Stücke ist von vollendeter Ausführung und gibt in Form und Farbe alle Vorzüge einer leicht beherrschten Technik wieder. Durch Heraushämmern und blattförmiges Beschneiden der ausgeschweiften Ränder ist wiederholt eine Silhouettierung gegeben.“

Wie dieser Bericht zeigte, ist besonders die Ausführung eines Designs und das kunstgerechte Können von außerordentlich wichtiger Bedeutung. Es war die handwerkliche Qualität, welche sehr begeisterte. Diese technischen und werkgerechten Hintergründe waren auch wichtige Aspekte bei Ausstellungen. Auf der Pariser Weltausstellung von 1925 war die Werkstätte Hagenauer mit Entwürfen von Karl vertreten. Seine Objekte wurden mit Medaillen für ihre technischen und handwerklichen Ausführungen prämiert ausgezeichnet.

Danke für die Anmeldung bei unserem Newsletter!

Social Media

Immer aktuell mit unserem
Kunsthandel Newsletter

Unsere nächsten Termine

Social Media