Weinglas “Römer” manganfarben, Entwurf Otto Prutscher, Ausführung Johann Meyr’s Neffe, Adolf bei Winterberg, um 1912, Glas mit Schliffdekor
Lit.: abgebildet in Dedo von Kerssenbrock-Krosigk (Hg.), “Glasklar. Festschrift für Helmut Ricke”, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2013, S. 94
Um 1912, entwarf Otto Prutscher farbenfrohe Gläser mit „Schälschliffdekor“, welche von Meyr’s Neffe in Adolf ausgeführt wurden. Vielen berühmte Künstler des Jugendstils ließen dort ihre Entwürfe ausführen, unter anderem Josef Hoffmann und Koloman Moser.
Prutscher’s Gläser stellen zweifelsohne eine der bekanntesten Erscheinungsformen des geometrischen Wiener Jugendstils dar. Bereits im Jahr 1907 wurden seine mittlerweile ikonischen Gläser in der renommierten Kunstzeitschrift „Deutsche Kunst und Dekoration“ prominent abgebildet. In den folgenden Jahren erschienen sie in unterschiedlichen Publikationen, was für den enormen Erfolg dieser Gläser unter den Zeitgenossen spricht.
Der dünne Stiel mit durchgeschliffenem Muster (Vierecke, bzw. Linsen) erzeugt einen interessanten Kontrast zum zylinderförmigen Kelch. Das farblose Glas ist hier violett überfangen. Der Dekor im unteren Teil der Kuppa ist kunstvoll herausgeschliffen und trägt im oberen Drittel ist ein überkreuztes, ausgeschliffenes Wellenband mit teils gelb gebeizten Linsen.
Der Wiener Architekt und Kunstgewerbetreibender Otto Prutscher (Wien 1880 – 1949 Wien) gilt als wichtiger Vertreter des österreichischen Jugendstils. Als Schüler von Josef Hoffmann und Franz Matsch zeichnete er sich für viele Entwürfe der Wiener Werkstätte und Wiener Wohnhausanlagen verantwortlich. Er war nicht nur als Entwerfer aktiv, sondern auch als Lehrer an der Kunstgewerbeschule in Wien. War sein Stil anfangs noch deutlich von den Arbeiten Hoffmanns beeinflusst, erkennt man bereits ab 1906 eine deutliche stilistische Eigenständigkeit. Zwischen 1906 und 1915 entstehen wundervoll reduzierte Arbeiten ganz im Sinne des Gesamtkunstwerkes des österreichischen Jugendstils. Dabei sind besonders die Arbeiten der Kunstschau 1908 und der Werkbundausstellung 1914 hervorzuheben. Ab 1915 wird der Einfluss von Prutschers Kollegen Dagobert Peche in seinen Arbeiten deutlich. Sein Stil wird moderner und floraler, aber nicht so filigran wie die Arbeiten von Peche. Otto Prutscher verliert nie seine Eigenständigkeit und Inspiration. Auch die Glasarbeiten von 1908 bis 1916 verdienen hier eine gesonderte Erwähnung. Seine Wein- und Likörgläser aus dieser Zeit sind heute bei Sammlern auf der ganzen Welt äußerst gefragt.
Beim Senden der Anfrage stimmen Sie unseren Datenschutzrichtlinien zu. Datenschutz
Dorotheergasse 13
1010 Wien
Montag bis Freitag: 10:00 – 18:00,
Samstag: 11:00 – 16:00
Telefon: +43 676 40 64 600
E-Mail: info@kolhammer.com