Portätvase “Allegorie Deutschlands”, Entwurf Nikolaus Kannhäuser, Ausführung Amphora-Werke Riessner Stellmacher & Kessel Turn-Teplitz, um 1899, Elfenbeinporzellan, markiert
am Boden Pressmarke “AMPHORA” in der Ellipse, gestempelte Herstellermarke “Turn-Teplitz Bohemia RSTK”, eingeprägt “2016” (Modellnummer) und “26” sowie glasierte Initialen “FR”;
Lit.: vgl. Richard L. Scott (Hg.), “Ceramics from the House of Amphora 1890-1915”, Sidney/Ohio 2004, S. 92
Eine eigene Gruppe bei den Porträtvasen aus dem Hause Amphora bilden die Allegorien europäischer Großmächte. Auf ihnen sind die großen Monarchien der Zeit, Russland, Österreich-Ungarn, Frankreich und Deutschland, emblematisch abgebildet. Alle Entwürfe dazu stammen von Nikolaus Kannhäuser.
Hier sieht man die Personifikation des deutschen Kaiserreiches. Germania ist im Profil dargestellt, an ihrem Helm prangt deutlich erkennbar ein Adler, das Wappentier Deutschlands. Ihr Prunkharnisch ist reich verziert und die hochgeschlossene Rüstung der wehrhaften Dame bis zu den vergoldeten Halsringen aufwändig gestaltet. Das fein gezeichnete Gesicht, die Waldlandschaft im Hintergrund, aber vor allem die detailreiche Ornamentik boten hier den Porzellanmalern, Emailleuren und Vergoldern aus dem Hause Amphora reichlich Möglichkeiten, all Ihre Kunstfertigkeit und technischen Raffinessen auszuspielen.
So entspricht die Allegorie Deutschlands stilistisch ganz dem Zeitgeschmack und beeindruckt durch ihre hohe, keramische Handwerkskunst.
Die „Amphora-Werke k.k. priv. Keramische Werke Rießner, Stellmacher & Kessel“ wurde 1892 von Hans und Carl Rießner, Eduard Stellmacher und Rudolf Kessel in Turn-Teplitz gegründet. Das Österreich-Ungarische Unternehmen stellte hochqualitatives Kunsthandwerk aus Keramik her und zählt zu den bekanntesten Manufakturen des Jugendstils. Bald nach seiner Gründung beschäftigte das Unternehmen 300 Personen und exportierte seine gefragten Erzeugnisse in die ganze Welt. Neben eher kommerziellen Produkten wurden für Weltausstellungen und andere internationale Kunstmessen aufwändigere Objekte geschaffen. Zu diesen teils monumentalen Ausstellungstücken zählen Vasen mit grotesken Tierwesen wie Drachen und Seeungeheuer, inspiriert von japanischen Holzschnitten, sowie Gefäßen mit Maiden und zarten Frauengestalten in allegorischen Ausführungen. Der hohe Qualitätsanspruch der Gründungsmitglieder brachte das sogenannte „Elfenbein-Porzellan“ hervor, eine glasierte dünnwandige Art der Keramik, welche oft mit Gold, Kaltemailmalerei und Schmucksteinen aufgewertet wurde. Schon damals gewann die Firma mit dieser Technik und der aufwändigen Oberflächengestaltung hohe Auszeichnungen, unter anderem vier „Grand Prix“ auf verschiedenen Weltausstellungen. Heute sind außergewöhnliche Exemplare in den berühmten Jugendstil Museen wie dem Badisches Landesmuseum, Karlsruhe und dem Bröhan-Museum, Berlin vertreten.
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