Jugendstil-Tafelaufsatz mit Loetzschale, Entwurf Stand Gustav Gurschner, Glasschale Johann Loetz Witwe Dekor Creta Terresta, um 1902, Messing patiniert Glas, markiert
Metallmontierung an der Innenseite markiert mit Mod. Nr. “1400”
Archiv Gustav Gurschner © Nikolaus Kolhammer, Wien, AGG0155;
A. Adlerova, E. Ploil, H. Ricke, T. Vlcek (Hg.), Loetz – Böhmisches Glas 1880-1940, Bd. 2, Katalog der Musterschnitte, Prestel Verlag, München 1989, Musterschnitt 2/564, S. 136
Der Tafelaufsatz mit Loetz-Schale ist ein besonders schönes Beispiel für kunstvoll gestaltete Gebrauchsgegenstände und Accessoires verfeinerter Wohnkultur im Wien um 1900.
Sein dreibeiniger Messing-Stand setzt sich aus drei gleichen Teilen zusammen, die zugleich Halterung für eine flache Glasschale sind. Bei deren dekorativen Elementen wendet Gustav Gurschner ein Gestaltungsprinzip an, das uns auch bei anderen seinen Entwürfen begegnet.
Er reiht dabei florale Motive flach und rhythmisch an, das Blattwerk scheint hier aus naturalistisch gestalteten Zweigen zu wachsen. An der floralen Gestaltung der Montierung zeigt sich der Einfluss des französischen Art Nouveau deutlich, wobei der streng komponierte Entwurf insgesamt weniger verspielt wirkt als manches französische Artefakt aus der gleichen Zeit.
Eine schlichte Glasschale bildet mit dem grünen Farbton des Loetz-Dekors „Creta Terresta“ und ihrer wunderbaren Irisierung einen effektvollen Kontrast zur patinierten Metallmontierung des Aufsatzes.
Der gebürtige Tiroler Gustav Gurschner (Mühlendorf am Inn, Deutschland 1873 – 1971 Wien) war einer der bekanntesten österreichischen Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Er war Gründungsmitglied der Wiener Secession und langjähriger Präsident des Künstlerverbandes österreichischer Bildhauer. Da er mehrere Jahre in Paris lebte, kann man in seinem charakteristischen, naturbezogenen Stil einen deutlichen französischen Einfluss erkennen. Durch sein außerordentliches Talent und seine umfassende künstlerische Bildung schuf er eine Vielzahl an Denkmälern und Portraits, unter anderem den Königsobelisken in Veszprém, 1908, das Kaiserdenkmal von Hohenelbe vor 1916 oder ein Bildnis Königs Eduard VII. von England.
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