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Silberkörbchen Josef Hoffmann Wiener Werkstätte um 1905

SKU 877

Silbernes Körbchen mit Elfenbeingriff, Entwurf Josef Hoffmann, Ausführung Wiener Werkstätte, um 1905, Silber und Elfenbein, markiert

  • Höhe: 16.5cm, Breite: 23.5cm, Tiefe: 19cm
  • 1905 bis 1906
    Technik: Körbchen Silber, getrieben und durchbrochen ("Gitterwerk"), Henkel Elfenbein geschnitzt
    Provenienz: Privatsammlung Dänemark

    markiert mit Rosenmarke, “WW” für Wiener Werkstätte, Entwerfermonogramm “JH” für Josef Hoffmann, Monogramm “AW” im Kreis für den ausführenden Silberschmied Adolf Wertnik und amtlicher Feingehaltspunze „Dianakopf“
    Lit.: Archiv der Wiener Werkstätte im MAK Wien, „Körbchen“ Mod. Nr. S 509, Entwurfszeichnung Inv. Nr. KI 12033-42, Originalfoto Inv. Nr. WWF 93-18-4;
    Lit.: vgl. Abb. in Renée Price, Wilfried Seipel (Hg.), Wiener Silber. Modernes Design 1780 – 1918, Ausstellungskatalog Neue Galerie New York und KHM Wien, Hatje Cantz, Ostfildern-Ruit 2003, S. 323

    Verkauft

    Nicht vorrätig

    SKU 877
    Beschreibung

    Die Dekorvariante „Gitterwerk“ gehört zu den heute bekanntesten Entwürfen Josef Hoffmanns.
    Vermutlich erdachte er diesen speziellen Dekor in der Zeit des künstlerischen Austauschs mit Charles Rennie Mackintosh, noch vor der Gründung der Wiener Werkstätte im Jahr 1903. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die europäische Kunst insgesamt stark von der japanischen Holzschnittkunst beeinflusst. Auch Hoffmann hat sich davon inspirieren lassen und bezog die Idee des Gitterwerks aus dem Detail eines Farbholzschnitts. Bis heute steht diese geometrische Ornamentik exemplarisch für das Genie Hoffmanns und die zeitlose Modernität des geometrischen Wiener Jugendstils. Die starke Reduktion und beinahe strenge Formensprache machen dieses Körbchen zu einem jener ikonischen Objekte, die Hoffmann in seiner Frühzeit entwarf. Die Verarbeitung dieses Designobjekts mit seinem gebördelten Rand, dem makellos ausgeführten „Gitterwerk“ in durchbrochener Technik und dem elegant geschnitzten Elfenbeingriff, steht exemplarisch für die hohen Qualitätsansprüche der Wiener Werkstätte.

    Künstler

    Josef Hoffmann (Pirnitz 1870– 1956 Wien), Mitbegründer der Wiener Secession und der Wiener Werkstätte, war ein äußerst produktiver und vielfältiger Architekt und Entwerfer. Er hat im Laufe seiner Karriere mit diversen Formen, Techniken und Materialien experimentiert. Er erzielte in seinen Entwürfen eine starke Reduktion der Form auf das Essentielle und war Wegbereiter des geometrischen Jugendstiles. So entstand sein charakteristischer, geometrischer Stil. Der Umfang seiner Entwürfe geht von Gebäuden über gesamten Inneneinrichtungen, gemäß dem Konzept des Gesamtkunstwerks, bis hin zu kleinen Detailstücken des Alltags. Eines seiner wesentlichsten Werke ist das Palais Stoclet in Brüssel, ein Gesamtkunstwerk welches er unter anderem in Zusammenarbeit mit Gustav Klimt und Koloman Moser für einen wohlhabende Unternehmer zwischen 1905 und 1911 ausgeführte.

    Ausführung

    Wiener Werkstätte 1903 – 1932

    Die Wiener Werkstätte(n) waren eine nach dem Vorbild der Arts und Crafts-Bewegung gegründete Produktionsgemeinschaft, die eine Plattform für künstlerisch gestaltetes und hochwertig ausgeführtes Kunsthandwerk bieten wollte. Oder, wie es G. Fahr-Becker formuliert „…es war eine Werkstätte, die viele unter sich versammelte, ein Kunstwerk als Resultat aller Künste.“

    1903 von Josef Hoffmann, Koloman Moser und dem Industriellen Fritz Waerndorfer gegründet, produzierte und vertrieb die Wiener Werkstätte (WW) anfänglich nur Metallobjekte. Das Sortiment wurde in Folge rasch auf Möbel, Einrichtungsgegenstände, Textilien, Schmuck, Accessoires aus Keramik und Glas, Leder etc. ausgeweitet.

    Vertrieben wurde das vielfältige Angebot in den eigenen Geschäftsräumlichkeiten in Wien und zeitweise auch in den Filialen in Zürich und New York.

    Die Gründerväter und künstlerischen Leiter J. Hoffmann und K. Moser verfolgten ursprünglich das Ideal der künstlerischen Durchdringung aller Lebensbereiche im Sinne des Gesamtkunstwerks. Dieser radikale Anspruch ließ sich nur in einigen wenigen zeitgenössischen Projekten verwirklichen, die vornehmlich von mäzenatenhaften Großbürgern in Auftrag gegeben wurden. Eindrucksvolle Beispiele dafür sind das Palais Stoclet in Brüssel oder die Villa Skywa-Primavesi in Wien.

    In den ersten Jahren noch ganz einem streng-geometrischen Stil verpflichtet, wurde dieser Funktionalismus bald auch um gefälligere Formen erweitert. Als Vertreter einer dekorativeren Linie sei hier Dagobert Peche erwähnt, der mit seiner verspielt-fantasievollen Ornamentik Entwürfe für alle Sparten der WW beisteuerte.

    Einen wichtigen kreativen Beitrag, speziell in den dekorativen Sparten der WW, lieferten ab circa 1915 die weiblichen Künstlerinnen der Wiener Werkstätte. Am bekanntesten sind wohl die keramischen Künstlerinnen Vally Wieselthier oder Gudrun Baudisch. Die Bedeutung vieler dieser Designerinnen wurde erst in den letzten Jahren in gebührendem Ausmaß gewürdigt*.

    Das zunehmend schwierige ökonomische Umfeld nach dem Ersten Weltkrieg führte zur Liquidierung der WW im Jahr 1932. Gabriele Fahr-Becker schreibt dazu: „Die finanziellen Schwierigkeiten, mit denen die Wiener Werkstätte zeit ihres Bestehens zu kämpfen hatte, resultierten nicht vorrangig aus wirtschaftlicher Unkenntnis, sondern gründeten darin, dass man das breite Publikum nicht als Käufer erreichen konnte“ (G. Fahr-Becker, Wiener Werkstätte, Taschen 1994, S. 12).

    Über die relativ kurze Zeit ihres Bestehens hinaus übte die Wiener Werkstätte einen nachhaltigen Einfluss aus. Kunsthandwerk sowie Angewandte Kunst wurde entscheidend aufgewertet und eine ganze Generation von Architekten, Künstlern und Designern wurden vom Kunstwollen ihrer Gründerväter beeinflusst.

    *Lit.: C. Thun-Hohenstein, A.-K. Rossberg, E. Schmuttermeier (Hg.), Die Frauen der Wiener Werkstätte, Ausstellungkatalog MAK, Wien 2020

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