Schreibtisch mit Sessel, Bruno Paul, Vereinigte Werkstätten für Kunst im Handwerk München, um 1907
Das Ameublement befand sich schon in den 1920er Jahren im Besitz von Dr. med. Hermine Heusler-Edenhuizen (1872-1955), erste deutsche Frauenärztin, und war seitdem im Familienbesitz.
Lit.: Zeitgen. Foto In Hermine Heusler-Edenhuizen, “Du mußt es wagen! Lebenserinnerungen der ersten deutschen Frauenärztin”, Rowohlt Verlag, Hamburg 2001, S. 113
Erster Modellentwurf 1903-1906 für Ausstattung “Faberschlössl”, Herrenzimmer Schloss Faber-Castell Nürnberg
dokumentiertes Foto in „Deutsche Kunst und Dekoration“, Bd. 19, 1906-1907, S. 110;
vgl. ebd., S. 119;
dokumentiertes Foto in „Deutsche Kunst“;
zwei dokumentierte Fotos in „Deutsche Kunst und Dekoration“;
dokumentiertes Foto des Berlin Bröhan-Museums aus dem Herrenzimmer des Regierungspräsidenten von Bayreuth;
Im Jahr 1897 gründete Bruno Paul zusammen mit Richard Riemerschmid und anderen Mitstreitern die Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk München. Er arbeitete in dieser Zeit parallel als Karikaturist für den „Simplicissimus“ und entwarf Möbel sowie ganze Raumausstattungen.
Der Schreibtisch und Sessel waren teil eines Ensembles. Bruno Paul hat einen sehr ähnlichen Schreibtisch um 1903 als Ausstattung für das Herrenzimmer im Schloss Faber-Castell in Nürnberg entworfen. Dieses Ensemble hat eine interessante Provenienz, befand es sich doch im Besitz der ersten deutschen Frauenärztin, Dr. Hermine Heusler-Edenhuizen (1872-1955). Auf einem zeitgenössischen Foto aus den 1920er Jahren ist der Schreibtisch in ihrer Berliner Wohnung bzw. Praxis deutlich zu erkennen.
Er schmückt das Möbelstück an der Außenseite mit geometrischen Intarsien und belebtem Spiegelfurnier.
Auf den modernen Designer Bruno Paul weisen auch die „inneren Werte“ dieses Arbeitsplatzes mit seinen ausgeklügelten Verstau- und Ablagemöglichkeiten, sowohl sitzseitig als auch an der Vorderseite des Schreibtisches.
Am Beispiel dieses eleganten und zugleich kompakten Einrichtungsobjekts kann man gut verstehen, dass Bruno Paul sich auch als Interior Designer für Jachten und Luxusliner einen Namen gemacht hat.
Bruno Paul (Seifhennersdorf 1874 – 1968 Berlin)
Bruno Paul war ein deutscher Zeichner, Designer und Architekt. Seine Ausbildung erhielt er an der Kunstgewerbeschule in Dresden und ab 1894 an der Akademie der Bildenden Künste in München. Gemeinsam mit anderen Mitstreitern begründete er im Jahr 1898 nach dem Vorbild der Arts und Crafts-Bewegung die Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk. Paul war 1907 auch Gründungsmitglied des Deutschen Werkbundes.
Anfänglich waren Pauls Entwürfe für Möbel und Einrichtungsgegenstände noch einem nüchternen Jugendstil verbunden. Seine kompletten Raumausstattungen mit einem von der Geometrie bestimmten Stil fanden auf deutschen Kunstgewerbeausstellungen Beachtung und wurden auch auf Weltausstellungen (Paris 1900 oder St. Louis 1904) ausgezeichnet.
Mit seinen repräsentativen Interieurs (z.B. Faber-Castell-Schlösschen Nürnberg) und den Entwürfen für Villen oder Geschäftsräumlichkeiten bediente Bruno Paul gewiss eine großbürgerliche Klientel. Einen Namen als Interior Designer machte er sich auch mit der Innenausstattung von Luxuslinern für die Norddeutsche Lloyd, für die er zeitweise als Hausarchitekt tätig war.
Zugleich gilt Bruno Paul gilt als Wegbereiter eines modernen, zweckmäßigen Stils, der mit der Abkehr vom Jugendstil verbunden war. So entwickelte er ein modernes Serienmöbel im Anbausystem, welches später von den Deutschen Werkstätten Hellerau produziert wurde. Mit seinen Entwürfen beeinflusste Paul in Folge auch bekannte moderne Architekten wie z.B. Mies van der Rohe.
Mit der Ernennung zum Leiter der Kunstgewerbeschule in Berlin 1907 und seiner Berufung zum Direktor der Universität der Künste 1924 übte Paul Einfluss auf die Modernisierung des Bildungssystems aus und wertete insbesondere die Rolle der Angewandten Künste auf.
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