Blumenvase “Vase”, Entwurf Koloman Moser, Ausführung Wiener Werkstätte, um 1904, Silber getrieben, Glaseinsatz, markiert
Lit.: Archiv der Wiener Werkstätte im MAK Wien, “Vase”-“silb.-gold mit Flachfuß”, Mod. Nr. S. 357, Entwurfszeichnung Inv. Nr. KI 12591-1, Originalfoto Inv. Nr. WWF 94-62-3;
Vase, Blumenvase, Koloman Moser, MAK Inv.nr. GO 2055
Lit.: vgl. Abb. In Renée Price, Wilfried Seipel (Hg.), Wiener Silber. Modernes Design 1780 – 1918, Ausstellungskatalog Neue Galerie New York und KHM Wien, Hatje Cantz, Ostfildern-Ruit 2003, S. 331
Josef Hoffmann und Koloman Moser standen in enger künstlerischer Zusammenarbeit – nicht nur in Bezug auf ihre Ideen, sondern auch auf das formale Erscheinungsbild der von ihnen entworfenen Objekte. Die von Moser entworfene Vase zählt zu den sogenannten „Gitterobjekten“, die beide Künstler zahlreich fertigten. Es war laut Berichten von Zeitgenossen schon zu Lebzeiten der beiden Künstler manchmal schwierig, einen der beiden Entwerfer mit Sicherheit als Urheber eines Objekts zu identifizieren. Die Modellbücher der Wiener Werkstätte belegen aber, dass tatsächlich Moser der erste war, der im Jahr 1904 einen Blumenständer mit dem für den geometrischen Jugendstil charakteristischen perforierten Quadratmuster versah. In den Folgejahren entstanden eine Reihe von Gebrauchsgegenständen, wie Tischaufsätze, Vasen oder Körbchen, die entweder aus weiß lackierten Eisenblech oder – wie bei unserer Vase – aus hochwertigem Silber gefertigt waren. Die Vase ist Zeugnis von Mosers Vorliebe für das Quadrat und seiner engen freundschaftlichen und künstlerischen Verbundenheit mit Josef Hoffmann.
Wiener Werkstätte 1903 – 1932
Die Wiener Werkstätte(n) waren eine nach dem Vorbild der Arts und Crafts-Bewegung gegründete Produktionsgemeinschaft, die eine Plattform für künstlerisch gestaltetes und hochwertig ausgeführtes Kunsthandwerk bieten wollte. Oder, wie es G. Fahr-Becker formuliert „…es war eine Werkstätte, die viele unter sich versammelte, ein Kunstwerk als Resultat aller Künste.“
1903 von Josef Hoffmann, Koloman Moser und dem Industriellen Fritz Waerndorfer gegründet, produzierte und vertrieb die Wiener Werkstätte (WW) anfänglich nur Metallobjekte. Das Sortiment wurde in Folge rasch auf Möbel, Einrichtungsgegenstände, Textilien, Schmuck, Accessoires aus Keramik und Glas, Leder etc. ausgeweitet.
Vertrieben wurde das vielfältige Angebot in den eigenen Geschäftsräumlichkeiten in Wien und zeitweise auch in den Filialen in Zürich und New York.
Die Gründerväter und künstlerischen Leiter J. Hoffmann und K. Moser verfolgten ursprünglich das Ideal der künstlerischen Durchdringung aller Lebensbereiche im Sinne des Gesamtkunstwerks. Dieser radikale Anspruch ließ sich nur in einigen wenigen zeitgenössischen Projekten verwirklichen, die vornehmlich von mäzenatenhaften Großbürgern in Auftrag gegeben wurden. Eindrucksvolle Beispiele dafür sind das Palais Stoclet in Brüssel oder die Villa Skywa-Primavesi in Wien.
In den ersten Jahren noch ganz einem streng-geometrischen Stil verpflichtet, wurde dieser Funktionalismus bald auch um gefälligere Formen erweitert. Als Vertreter einer dekorativeren Linie sei hier Dagobert Peche erwähnt, der mit seiner verspielt-fantasievollen Ornamentik Entwürfe für alle Sparten der WW beisteuerte.
Einen wichtigen kreativen Beitrag, speziell in den dekorativen Sparten der WW, lieferten ab circa 1915 die weiblichen Künstlerinnen der Wiener Werkstätte. Am bekanntesten sind wohl die keramischen Künstlerinnen Vally Wieselthier oder Gudrun Baudisch. Die Bedeutung vieler dieser Designerinnen wurde erst in den letzten Jahren in gebührendem Ausmaß gewürdigt*.
Das zunehmend schwierige ökonomische Umfeld nach dem Ersten Weltkrieg führte zur Liquidierung der WW im Jahr 1932. Gabriele Fahr-Becker schreibt dazu: „Die finanziellen Schwierigkeiten, mit denen die Wiener Werkstätte zeit ihres Bestehens zu kämpfen hatte, resultierten nicht vorrangig aus wirtschaftlicher Unkenntnis, sondern gründeten darin, dass man das breite Publikum nicht als Käufer erreichen konnte“ (G. Fahr-Becker, Wiener Werkstätte, Taschen 1994, S. 12).
Über die relativ kurze Zeit ihres Bestehens hinaus übte die Wiener Werkstätte einen nachhaltigen Einfluss aus. Kunsthandwerk sowie Angewandte Kunst wurde entscheidend aufgewertet und eine ganze Generation von Architekten, Künstlern und Designern wurden vom Kunstwollen ihrer Gründerväter beeinflusst.
*Lit.: C. Thun-Hohenstein, A.-K. Rossberg, E. Schmuttermeier (Hg.), Die Frauen der Wiener Werkstätte, Ausstellungkatalog MAK, Wien 2020
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