Vase mit Misteln, Entwurf Nikolaus Kannhäuser, Ausführung Amphora-Werke Riessner Stellmacher & Kessel Turn-Teplitz, um 1899/1900, Elfenbeinporzellan, markiert
Nummeriert mit “16/439”, Bezeichnet mit “M”, Markiert unter der Glasur mit dem Firmenlogo “RSTK Amphora Turn Teplitz Bohemia” und “Made in Austria” in Rot
Lit.: vgl. Richard L. Scott (Hg.), Ceramics from the House of Amphora 1890-1915, Sidney/Ohio 2004, S. 74
Um die Jahrhundertwende wurden Mistelzweige zu einem beliebten dekorativen Element unter Künstlern. Unsere Amphora-Vase aus Elfenbeinprozellan trägt am Fuß ein ornamentales Band aus Mistelzweigen, und auch die drei Griffe und der fein durchbrochene Hals sind in Formen von Zweigen, Blättern und Blüten dieser Pflanze gestaltet.
Der farbige Dekor, gemalt von Nikolaus Kannhäuser, setzt sich aus einer Glasur aus matten Ocker-, Grün- und Rosatönen zusammen – eine Spezialität der Amphora-Werke. Diese Farbkomposition erregte erstmals auf der Weltausstellung 1893 in Chicago Aufmerksamkeit. Das Zusammenspiel von Grün und Rosa sollte Himmel und Erde symbolisieren und wurde oft in Designs mit japanischen Einflüssen verwendet, insbesondere in Kompositionen, die einen Sonnenaufgang in Nebelschleiern zeigen. Später fand die Farbkombination auch in anderen Dekorationen mit floralen und landschaftlichen Motiven Verwendung. Bei unserer Vase wurde die violette Morgenröte mit mattem Gold akzentuiert, was dem Gesamtentwurf Tiefe und Eleganz verleiht.
Die „Amphora-Werke k.k. priv. Keramische Werke Rießner, Stellmacher & Kessel“ wurde 1892 von Hans und Carl Rießner, Eduard Stellmacher und Rudolf Kessel in Turn-Teplitz gegründet. Das Österreich-Ungarische Unternehmen stellte hochqualitatives Kunsthandwerk aus Keramik her und zählt zu den bekanntesten Manufakturen des Jugendstils. Bald nach seiner Gründung beschäftigte das Unternehmen 300 Personen und exportierte seine gefragten Erzeugnisse in die ganze Welt. Neben eher kommerziellen Produkten wurden für Weltausstellungen und andere internationale Kunstmessen aufwändigere Objekte geschaffen. Zu diesen teils monumentalen Ausstellungstücken zählen Vasen mit grotesken Tierwesen wie Drachen und Seeungeheuer, inspiriert von japanischen Holzschnitten, sowie Gefäßen mit Maiden und zarten Frauengestalten in allegorischen Ausführungen. Der hohe Qualitätsanspruch der Gründungsmitglieder brachte das sogenannte „Elfenbein-Porzellan“ hervor, eine glasierte dünnwandige Art der Keramik, welche oft mit Gold, Kaltemailmalerei und Schmucksteinen aufgewertet wurde. Schon damals gewann die Firma mit dieser Technik und der aufwändigen Oberflächengestaltung hohe Auszeichnungen, unter anderem vier „Grand Prix“ auf verschiedenen Weltausstellungen. Heute sind außergewöhnliche Exemplare in den berühmten Jugendstil Museen wie dem Badisches Landesmuseum, Karlsruhe und dem Bröhan-Museum, Berlin vertreten.
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