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Franz Hagenauer und der Traum der Bildhauerei

Wie sein älterer Bruder Karl, besuchte Franz Hagenauer den sehr gefragten Jugendkunstkurs von Franz Cizek in Wien. Als er dann sein reguläres Studium begann hatte er eine klare Vorstellung von seiner Zukunft. Schon früh wusste er ganz genau was er wollte. Auf dem Anmeldebogen unter Berufswunsch schrieb er: Bildhauer.

Doch bis dahin war es noch ein langer Weg und Franz Hagenauer hatte einige Hürden zu bewältigen. Beeinflusst wurde Franz von den tschechischen Kubisten, die formal stark mit Prismen und dem Pyramidenvokabular arbeiteten. Andere Einflüsse während seiner Studienzeit waren der Expressionismus und der Kinetismus. In jener Zeit arbeitete Franz viel an Gipsschnitten, Keramiken und Treibarbeiten. Er wurde allerdings in seiner Studienzeit von Cizek zuerst nur mit einem ”Befriedigend” bewertet.

Franz Hagenauer

Doch sein erster großer Erfolg war nicht weit entfernt. Seine weitere Ausbildung folgte unter dem Bildhauer Anton Hanak in Wien. Und im Schuljahr 1922/ 23 erhielt er bei einem Wettbewerb von der Wiener Werkstätte einen Preis von einer Million Kronen (heute rund 670 Euro) für eine sehr gut gelungene Blechplastik.

In seinem letzten Schuljahr belegte er auch einen Kurs in Gürtlerei und Metalltreiben bei Josef Hoffmann. Da Hoffmann sein Talent sofort erkannte, genoss er nicht nur dessen Unterricht, sondern durfte bei ihm auch arbeiten. Dies war eine ausgesprochen große Ehre für den jungen Bildhauer. Allerdings besuchte er diesen Kurs nur für wenige Wochen, da er wegen Arbeiten für die Pariser Weltausstellung von 1925 freigestellt wurde. Sein Studium war nun großteils zu Ende. Nach schwierigen Anfängen waren der Erfolg und die Anfragen nach Arbeiten groß. Seinem Traum professioneller Bildhauer zu werden, stand nichts mehr im Wege.

”Raum der Metalle” oder auch ”Kultraum” bei der Pariser Weltausstellung von 1925

Im gleichen Jahr allerdings musste Franz Hagenauer einen kleinen Rückschlag erdulden. Im Fachmagazin Deutsche Kunst und Dekoration erschien ein Artikel über die Werkstätte Hagenauer, in dem Blechplastiken von Franz stark kritisiert wurden.

Detailbild, ”Kultraum” der Pariser Weltausstellung, 1925

Doch daraufhin folgte sogleich Lob über die Ausstellungsstücke auf der Pariser Weltausstellung. Der ”Raum der Metalle”, gestaltet von SchülerInnen Hanaks, wurde von Kritikern als Blechwerkstätte beschrieben, als ”Kultraum” gepriesen, und wurde als Beispiel der Leidenschaft einer professionellen Arbeitsweise gelobt.

Franz Hagenauer, Getriebene Messingfigur zu Pferd, 1925/ 26

Franz Hagenauer, Getriebene Messingfigur, 1925/ 26

Nach dem Erfolg auf der Weltausstellung folgte eine Zeit der Arbeit und ein weiterführendes Studium für Franz. In den späten 20ern begann Franz im Familienunternehmen zu arbeiten. Jedoch ist nicht sicher, wann genau er in der Werkstätte Hagenauer zu arbeiten begann, da nur wenige Werkstücke explizit mit seiner Marke signiert wurden. Außerdem verlor er während der Arbeit für die Familie nicht sein Ziel aus den Augen Bildhauer zu werden. 1928 begann er offiziell eine Ausbildung im Gürtler Gewerbe. Demnach sind Werke von Franz Hagenauer für die Werkstätte Hagenauer aus den späten 1920ern etwas ganz Besonderes.

Eines dieser Werkstücke von damals (um 1927 bis 1930) wird auch zur Zeit im Kunsthandel Nikolaus Kolhammer angeboten. Es ist eine Messingschale aus gegossenem, durchbrochenem und ziseliertem Messing. Auf ihr sind Figuren in langen Gewändern zu sehen. Ihre Gesten, betend und preisend, weisen auf christliche Heilige hin. Bei einigen dieser Figuren sind auch Heiligenscheine zu erkennen. Jedoch sind auch andere auf der Schale nicht zu übersehen. Eine davon ist zum Beispiel ein Reiter zu Ross, bei dem es sich möglicherweise auch um das Abbild eines christlichen Heiligen handeln könnte.

Detailbild der Messingschale, Reiter zu Ross

Florale Elemente, die geometrisch angeordnet sind und stilisierte Tierfiguren, verbinden die unterschiedlichen Episoden der sakralen Figuren miteinander. Es ist faszinierend, wie hier religiöse mit eher profanen Motiven zueinander in Beziehung gebracht werden. Segensprechende Figuren, höfische Reiter, Tiere und florale Elemente ergeben zusammen ein stilsicheres Gesamtbild einer gut gelungenen Messingschale.

Messingschale, Gesamtansicht

Die Inspiration zu dieser Schale von Franz Hagenauer lässt sich auf Arbeiten für die Pariser Weltausstellung von 1925 zurückführen. Wie schon erwähnt, stellte Franz zusammen mit anderen SchülerInnen Franz Hanaks im dortigen ”Kultraum” Werkstücke aus. Viele jener Arbeiten weisen ähnliche Muster wie bei die Messingschale auf, bei denen sakrale Szenen mit weltlichen Motiven verbunden wurden.

Detailansicht der Messingschale, Sakrale Szene mit Heiligen und floralen Elementen

Diese Messingschale ist ein exzellentes Zeugnis von einem jungen, viel versprechenden Künstler, der nach harter Arbeit und kleineren Rückschlägen, sich weiterhin auf sein Ziel fokussierte und Gelerntes anwendete.

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