Tischuhr mit Frauenfigur “Psyche”, Gustav Gurschner, um 1899, Bronze, gegossen, patiniert und ziseliert, Holzsockel, signiert
auf der Vorderseite signiert mit “Gurschner”
Lit.: Abbildung in: Das Interieur, II, 1901, S. 73
Diese außergewöhnliche Tischuhr gehört zu den seltenen und heute besonders gesuchten Entwürfen Gustav Gurschners. Um 1899 entstanden, vereint sie meisterhaft skulpturale Eleganz mit der typischen Formensprache des französischen Art Nouveau, geprägt von Gurschners ganz eigener künstlerischer Handschrift. Nach seinem Studium 1897 in Paris ließ sich Gurschner nachhaltig vom französischen Jugendstil inspirieren – eine Prägung, die sich deutlich in der harmonischen Verbindung von Funktionalität und figürlicher Symbolik zeigt.
Im Zentrum der Komposition steht die Gestalt der Psyche, eine der eindrucksvollsten Figuren der griechisch-römischen Mythologie. Als sterbliche Königstochter von überirdischer Schönheit wurde Psyche durch ihre Neugier von ihrem Geliebten Eros getrennt und musste unter der Aufsicht Aphrodites schwere Prüfungen bestehen. Erst nach einem langen Weg der Bewährung wurde sie unsterblich und zur Allegorie der unsterblichen Seele erhoben.
Die Verbindung dieser mythologischen Figur mit dem Objekt Uhr schafft ein subtiles, poetisches Spannungsfeld: Psyches Geschichte – geprägt von Trennung, Geduld und Transformation – spiegelt den Ablauf der Zeit ebenso wie die Sehnsucht nach ihrer Überwindung wider. Während das Uhrwerk die messbare, vergehende Zeit bestimmt, steht Psyche für das Zeitlose und Ewige, das sich dem Zugriff entzieht.
Die figürliche Ausarbeitung zeugt von Gurschners außergewöhnlichem Gespür für Eleganz und Ausdruckskraft: Das weich modellierte Gewand und die anmutige Haltung der Figur verschmelzen zu einer harmonischen Einheit mit dem Gehäuse. Die ornamental gefasste Rahmung unterstreicht die skulpturale Präsenz dieses besonderen Kunstobjekts.
Der gebürtige Tiroler Gustav Gurschner (Mühlendorf am Inn, Deutschland 1873 – 1971 Wien) war einer der bekanntesten österreichischen Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Er war Gründungsmitglied der Wiener Secession und langjähriger Präsident des Künstlerverbandes österreichischer Bildhauer. Da er mehrere Jahre in Paris lebte, kann man in seinem charakteristischen, naturbezogenen Stil einen deutlichen französischen Einfluss erkennen. Durch sein außerordentliches Talent und seine umfassende künstlerische Bildung schuf er eine Vielzahl an Denkmälern und Portraits, unter anderem den Königsobelisken in Veszprém, 1908, das Kaiserdenkmal von Hohenelbe vor 1916 oder ein Bildnis Königs Eduard VII. von England.
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