Tafelaufsatz mit Marmorschale, Entwurf Gustav Gurschner, Ausführung K.K. Kunst-Erzgießerei Wien, um 1907, Bronze, patiniert, Messing, Marmor, markiert und signiert
auf dem Sockel markiert mit “509/ 108A”; signiert mit “GURSCHNER”
Lit.: Originalfoto im Archiv Gustav Gurschner © Nikolaus Kolhammer, Wien; Abbildung im Verkaufskatalog der Wiener Kunsterzgiesserei A.G., Tafel XXIII, Mod. Nr. 509
Gustav Gurschner entwarf eine Vielzahl kunsthandwerklicher Objekte, darunter dekorative Schalen und Tafelaufsätze, die sowohl als Gebrauchsgegenstände als auch als kunstvolle Sammlerstücke dienten. Sie demonstrieren eindrucksvoll sein Talent, funktionales Design mit skulpturaler Raffinesse zu verbinden.
Ein besonders charakteristisches Beispiel für diesen gestalterischen Ansatz ist dieser aufwendig gearbeitete Tafelaufsatz: Sechs Putten – in ihrer Haltung an antike Atlanten erinnernd – stemmen unter sichtbarer Anstrengung eine ovale Schale. Ihre Körper sind unter dem Gewicht gebeugt und in rhythmischer Reihung angeordnet, wodurch ein umlaufender Fries entsteht, der den Sockel beinahe ornamental gliedert. Motivisch lassen sich Einflüsse klassisch-antiker Darstellungen erkennen, insbesondere sarkophagartiger Reliefs.
Gleichzeitig orientiert sich die formale Gestaltung an zeitgenössischen Strömungen, etwa an den expressiven Plastiken Auguste Rodins. Besonders der non-finito-Charakter der Putten verweist auf die moderne Bildhauerei um 1900: Manche Partien erscheinen bewusst skizzenhaft, die Oberfläche ist nicht glatt idealisiert, sondern zeigt Arbeitsspuren, die einen unmittelbaren Eindruck vom künstlerischen Modellierungsprozess vermitteln.
Die Materialkombination verleiht dem Objekt zusätzlichen Reiz: Die Putten bestehen aus patinierter Bronze, der Sockel aus Messing und die Schale aus rot-grau geädertem Marmor. Dieses Zusammenspiel von Metall und Stein steigert die dekorative Wirkung und unterstreicht zugleich die hohe kunsthandwerkliche Qualität der Ausführung.
Gurschners Arbeiten spiegeln die stilistische Aufbruchsstimmung der Jahrhundertwende wider und verbinden historische Referenzen mit der progressiven Formensprache des Wiener Jugendstils.
Der gebürtige Tiroler Gustav Gurschner (Mühlendorf am Inn, Deutschland 1873 – 1971 Wien) war einer der bekanntesten österreichischen Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Er war Gründungsmitglied der Wiener Secession und langjähriger Präsident des Künstlerverbandes österreichischer Bildhauer. Da er mehrere Jahre in Paris lebte, kann man in seinem charakteristischen, naturbezogenen Stil einen deutlichen französischen Einfluss erkennen. Durch sein außerordentliches Talent und seine umfassende künstlerische Bildung schuf er eine Vielzahl an Denkmälern und Portraits, unter anderem den Königsobelisken in Veszprém, 1908, das Kaiserdenkmal von Hohenelbe vor 1916 oder ein Bildnis Königs Eduard VII. von England.
Beim Senden der Anfrage stimmen Sie unseren Datenschutzrichtlinien zu. Datenschutz
Dorotheergasse 13
1010 Wien
Montag bis Freitag: 10:00 – 18:00,
Samstag: 11:00 – 16:00
Telefon: +43 676 40 64 600
E-Mail: info@kolhammer.com