Pokal, Werkstätte Hagenauer Wien, um 1923, Messing, gegossen, ziseliert, markiert
seitlich markiert mit “wHw” im Kreis, “HAGENAUER WIEN” und “MADE IN/ AUSTRIA”
Lit.: dokumentiertes Foto Mod.-Nr. 1004 im Archiv Hagenauer im MAK, Wien, Inv.-Nr. HAGP 4-647; dokumentiertes Foto Mod.-Nr. 1004 im Archiv Hagenauer im MAK, Wien, Inv.-Nr. HAF 794; Zeichnung im Musterbuch der Werkstätte Hagenauer Wien, Mod.-Nr. 1004
Dieser außergewöhnliche Kelch vereint verspielte Eleganz mit stilisierter Strenge und veranschaulicht eindrucksvoll die Formensprache der Werkstätte Hagenauer in den frühen 1920er-Jahren. Die fein ziselierte Oberfläche zeigt figürliche Darstellungen, die biblisch oder mythologisch anmuten. Die stilisierten Figuren erscheinen in antiken Gewändern; pflanzliche Motive verleihen der Darstellung ein dekoratives, fast ornamentales Gefüge.
Die Kombination von menschlicher Figur und vegetabiler Form in rhythmischer, nahezu grafischer Gestaltung erinnert an Entwürfe der Wiener Werkstätte, insbesondere an Arbeiten von Dagobert Peche und Josef Hoffmann. Wie bei diesen Vorbildern steht nicht die narrative Dimension im Vordergrund, sondern die dekorative Wirkung und die abstrahierte Interpretation klassischer Themen.
Aufgrund der stilistischen Nähe in den frühen Werkphasen von Karl und Franz Hagenauer lässt sich der Entwurf keinem der Brüder eindeutig zuschreiben. Beide prägten gemeinsam die charakteristische Handschrift der Werkstätte Hagenauer, in der sich Elemente des Jugendstils, der Wiener Werkstätte und des Art Déco auf markante Weise verbinden.
Der Kelch ist ein exemplarisches Zeugnis der künstlerischen Synthese von Funktionalität und Dekoration, wie sie von der österreichischen Designavantgarde der Zwischenkriegszeit angestrebt wurde.
Werkstätte Hagenauer Wien – stilistische Entwicklung und Bedeutung
Die Werkstätte Hagenauer zählt heute, mit Recht, zu den bedeutendsten Kunstwerkstätten Österreichs des 20. Jahrhunderts. Die klare, strenge Formsprache, kombiniert mit dynamischen Posen und die Verwendung von Messing, vernickelt, patiniert oder blank, sowie Kupfer, Alpacca und Exotenholz, weist einen hohen Wiedererkennungswert auf.
Doch bis die Brüder Karl und Franz ihren eigenen, unverwechselbaren Stil entwickelten, sollte einige Zeit vergehen. Karl und Franz besuchten beide die Kunstgewerbeschule in Wien und lernten unter Josef Hoffmann, Oskar Strnad, Anton Hanak und Dagobert Peche.
Bis zur Schließung der Werkstätte Hagenauer am 30. Dezember 1987 wurden noch Kunstobjekte von herausragender Qualität erzeugt. Die beiden Brüder Karl und Franz Hagenauer haben mit ihrem künstlerischen Vermächtnis sehr stark zur Bildung des Begriffes „Design“ in Mitteleuropa beigetragen und zählen mit Sicherheit zu den einflussreichsten österreichischen Künstlern des 20 Jahrhunderts.
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