Paar Loetz Vasen Marie Kirschner PG 377 um 1900

Marie Kirschner begann ihre künstlerische Laufbahn mit dem Studium der Malerei in Prag, Wien und Paris. Mit der Zeit verlagerte sich ihr Fokus jedoch zunehmend auf die Kunstgewerbe. In den 1890er Jahren unternahm sie mehrere Reisen nach Klostermühle, wo ihr Interesse an Glasdesign aufblühte. Zunächst verzierte Kirschner Loetz-Gläser mit kunstvollen Malereien, doch bald begann sie, eigene Glasentwürfe zu gestalten. Es wird angenommen, dass ihre ersten Entwürfe um 1897 oder 1898 entstanden.

Inspiriert von antiken, ostasiatischen und mitteleuropäischen Gefäßformen entwickelte Kirschner einen unverwechselbaren, persönlichen Stil. Ihre Vasenentwürfe waren sorgfältig darauf ausgerichtet, ästhetisch mit den Blumen zu harmonieren, für die sie bestimmt waren, darunter Flieder, Tulpen, Astern und Rosen. Ihre Designs zeichnen sich durch einfache geometrische und stereometrische Formen aus, die durch einzigartige, unkonventionelle Henkel ergänzt werden. Die Henkel durchbrechen oft die Konturen der Gefäße und verleihen ihnen eine dynamische, organische Qualität. Bei den hier gezeigten Vasen wurden die C-förmigen Henkel meisterhaft aus der Glasmasse gezogen und erzeugen so eine elegante, fließende Optik.

Die Vasen sind mit dem auffälligen Dekor Phänomen Genre 377, auch als „Lava“ bezeichnet, versehen, das erstmals auf der Pariser Weltausstellung 1900 präsentiert wurde. Dieses innovative Design veranschaulichte eine Wiederbelebung und Weiterentwicklung traditioneller Glasmachertechniken, angepasst an die technischen Fortschritte der Zeit. Der Prozess bestand darin, das heiße Glas in eiskaltes Wasser einzutauchen, wodurch ein Netzwerk von Rissen entstand, das anschließend durch erneutes Erhitzen verschmolzen wurde. Das Ergebnis war eine organische, lavaähnliche Textur, die sich sowohl optisch als auch haptisch deutlich von konventionellen Dekorationsstilen abhob.