Liegender Akt mit Spiegel, Werkstätte Hagenauer Wien, Entwurf 1930er Jahre, Ausführung 1970er Jahre, Messing gegossen und vernickelt, markiert
markiert mit “Handmade”, “HAGENAUER/WIEN”, “wHw” im Kreis und “MADE IN/AUSTRIA”
Lit.: vgl. Musterbuch der Werkstätte Hagenauer, Mod. Nr. 1144, Archiv Hagenauer im MAK Wien
Nicht vorrätig
Im Laufe der Kunstgeschichte erlaubten mythologische Vorlagen den Blick auf die unverhüllte, weibliche Schönheit. Als bekanntes Beispiel sei dafür Tizians Venus von Urbino angeführt.
Auch die beiden Brüder Hagenauer huldigten mit ihren berühmten Akten der weiblichen Schönheit, und so findet man schon um 1930 eine Liegende mit Spiegel, die sich auf einem Kanapee ruhend, selbstvergessen in ihrem Handspiegel betrachtet. Die Szene spielt bewusst mit der Koketterie der scheinbar Unbeobachteten und atmet in ihrer Verspieltheit ganz den frivolen Geist des Art Déco.
Eben dieses Motiv wurde später von der Werkstätte Hagenauer in leicht modifizierter Form wieder aufgenommen. Hier ruht der Liegende Akt auf einer fein geschwungenen Chaiselongue aus Metall
und es scheint fast, als würde die silbrig glänzende Unterlage die kühle Aura der divenhaften Dame verstärken.
Motiv und manieristische Merkmale, wie etwa die gelängten Gliedmaßen, sind ganz Art Déco, die Ausführung dieser Statuette erfolgte wohl in den 1970er Jahren.
Werkstätte Hagenauer Wien – stilistische Entwicklung und Bedeutung
Die Werkstätte Hagenauer zählt heute, mit Recht, zu den bedeutendsten Kunstwerkstätten Österreichs des 20. Jahrhunderts. Die klare, strenge Formsprache, kombiniert mit dynamischen Posen und die Verwendung von Messing, vernickelt, patiniert oder blank, sowie Kupfer, Alpacca und Exotenholz, weist einen hohen Wiedererkennungswert auf.
Doch bis die Brüder Karl und Franz ihren eigenen, unverwechselbaren Stil entwickelten, sollte einige Zeit vergehen. Karl und Franz besuchten beide die Kunstgewerbeschule in Wien und lernten unter Josef Hoffmann, Oskar Strnad, Anton Hanak und Dagobert Peche.
Bis zur Schließung der Werkstätte Hagenauer am 30. Dezember 1987 wurden noch Kunstobjekte von herausragender Qualität erzeugt. Die beiden Brüder Karl und Franz Hagenauer haben mit ihrem künstlerischen Vermächtnis sehr stark zur Bildung des Begriffes „Design“ in Mitteleuropa beigetragen und zählen mit Sicherheit zu den einflussreichsten österreichischen Künstlern des 20 Jahrhunderts.
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