“Inder-Knabe” mit Turban, Modell Nr. 4054, Werkstätte Hagenauer Wien, um 1940, Holz und Messing, markiert
markiert mit “wHw” im Kreis, “HAGENAUER/WIEN”
Lit: vgl. Abb. „Inder-Knabe“ in „Hagenauer Zettelkatalog 1957“, Nachdruck Wien 2011, Mod.Nr. 4054;
zeitgenössisches Foto im Archiv Hagenauer im MAK, Wien, Inv. Nr. HAF 1036
Mit einem verschmitzten Grinsen lächelt uns der junge Mann zu. Seine schmalen Augen sind fein geschnitzt und unterstreichen so den Charakter des „Inders“. Am Kopf trägt er einen gebundenen Turban, der sich, in hellem Holz geschnitzt, von der restlichen Figur abhebt.
Die schräg geneigten Schultern verleihen dem jungen Mann eine gewisse Lässigkeit. Das fein drapierte Hüfttuch ist meisterhaft in Messing ausgeführt und steht in spannendem Kontrast zur dunklen Hautfarbe. Besonders delikat ausgeführt sind hier die am Rücken verschränkten Hände.
Im „Hagenauer Zettelkatalog“ aus dem Jahr 1957 wird die dargestellte Figur als „Inder-Knabe“ bezeichnet. Die Werkstätte Hagenauer stellt hier einmal mehr ihren virtuosen Umgang in der Verarbeitung von Holz und Messing unter Beweis.
Werkstätte Hagenauer Wien – stilistische Entwicklung und Bedeutung
Die Werkstätte Hagenauer zählt heute, mit Recht, zu den bedeutendsten Kunstwerkstätten Österreichs des 20. Jahrhunderts. Die klare, strenge Formsprache, kombiniert mit dynamischen Posen und die Verwendung von Messing, vernickelt, patiniert oder blank, sowie Kupfer, Alpacca und Exotenholz, weist einen hohen Wiedererkennungswert auf.
Doch bis die Brüder Karl und Franz ihren eigenen, unverwechselbaren Stil entwickelten, sollte einige Zeit vergehen. Karl und Franz besuchten beide die Kunstgewerbeschule in Wien und lernten unter Josef Hoffmann, Oskar Strnad, Anton Hanak und Dagobert Peche.
Bis zur Schließung der Werkstätte Hagenauer am 30. Dezember 1987 wurden noch Kunstobjekte von herausragender Qualität erzeugt. Die beiden Brüder Karl und Franz Hagenauer haben mit ihrem künstlerischen Vermächtnis sehr stark zur Bildung des Begriffes „Design“ in Mitteleuropa beigetragen und zählen mit Sicherheit zu den einflussreichsten österreichischen Künstlern des 20 Jahrhunderts.
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