Bronzeschale mit Maus und Schnecke, Entwurf Gustav Gurschner, Ausführung K.K. Kunst-Erzgießerei Wien, um 1907, Bronze, gegossen, poliert, signiert und markiert
auf der Seite markiert mit “GURSCHNER” und “521/131”
Lit.: Abbildung im Verkaufskatalog der K.K. Kunst-Erzgießerei Wien, Tafel XXII, Mod. Nr. 521;
Die kleine Bronzeschale mit der lebensecht erscheinenden Schnecke und Maus stellt eine stilistische Ausnahme in Gustav Gurschners Oeuvre von Bronzearbeiten dar.
Sie ist vermutlich im Kontext der Tradition der Naturabgüsse des 16. Jahrhunderts zu sehen, in denen Künstler Abgüsse von kleinen Tieren wie Taschenkrebsen, Eidechsen, Kröten, Muscheln, Schlangen, Käfern und auch Mäusen fertigten. Diese wurden meist aus Bronze, gelegentlich auch aus Silber, Blei oder Gips gefertigt und häufig mit Tafelgeräten, Schreibutensilien, Schalen und anderen Gebrauchsgegenständen kombiniert. Aufgrund ihrer verblüffend naturnahen Ausführung und der Wirkung scheinbarer Lebendigkeit fanden diese Objekte besondere Wertschätzung.
Im Gegensatz zu den Naturabgüssen der Renaissance, die direkt von lebenden Tieren genommen wurden, handelt es sich bei Gurschners Figuren nicht um tatsächliche Abgüsse, sondern um naturnahe, realistische Darstellungen, die sein Können als Bronzier widerspiegeln.
Die Kombination von Schnecke und Maus könnte von zeitgenössischen Werken inspiriert worden sein, wie der Marmorskulptur von Georges Gardet aus dem Jahr 1897, die zwei Mäuse mit einem Schneckenhaus darstellt. Diese entstand im selben Jahr, in dem sich Gurschner in Paris aufhielt.
Die kleine Schale zeugt von Gurschners Kenntnis sowohl zeitgenössischer Strömungen als auch alter Kunsttraditionen, die er geschickt in eigene Entwürfe umsetzte.
Der gebürtige Tiroler Gustav Gurschner (Mühlendorf am Inn, Deutschland 1873 – 1971 Wien) war einer der bekanntesten österreichischen Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Er war Gründungsmitglied der Wiener Secession und langjähriger Präsident des Künstlerverbandes österreichischer Bildhauer. Da er mehrere Jahre in Paris lebte, kann man in seinem charakteristischen, naturbezogenen Stil einen deutlichen französischen Einfluss erkennen. Durch sein außerordentliches Talent und seine umfassende künstlerische Bildung schuf er eine Vielzahl an Denkmälern und Portraits, unter anderem den Königsobelisken in Veszprém, 1908, das Kaiserdenkmal von Hohenelbe vor 1916 oder ein Bildnis Königs Eduard VII. von England.
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