Blumensäule, Marcel Kammerer, Gebrüder Thonet Wien, Mod.Nr. 9640, um 1905, Buchenholz und Messing, originales Klebeetikett
Originales Firmen-Klebeetikett “Thonet” auf Unterseite mittleres Fach
Lit.: Giovanni Renzi, Il mobile moderno, Silvana Editoriale Spa, Milano 2008, S. 148-149;
vgl. zeitgenössisches Foto in der Zeitschrift “Das Interieur”, Bd. VI, 1905, S. 82
Beiblatt zum Gebrüder Thonetschen Zentral-Anzeiger Nr. 20, 6. Oktober 1906, “Ständer” Nr. 40/9640; Candilis, Bugholzmöbel, S. 115, Nr. 4.4.
Nicht vorrätig
Mit der Postsparkasse am Wiener Stubenring realisierte Otto Wagner seinen wegweisenden Entwurf eines modernen, funktionalen Gebäudes. Wagners Schüler, Marcel Kammerer, arbeitete einige Jahre als Chefzeichner in dessen Atelier und entwarf in dieser Zeit auch einen Großteil der Möbel für die Postsparkasse, so auch diese Blumensäule.
Erstmals 1905 in der Zeitschrift „Das Interieur“ vorgestellt, ist der Blumenständer auch in der Oktober-Ausgabe 1906 des “Thonet Zentral Anzeigers” abgebildet. Die formschönen Rundungen wurden erst durch die Bugholztechnik ermöglicht. Dem Postulat der Wagner-Schule folgend, erfüllen alle Elemente dieses schnörkellosen Entwurfs eine Funktion. So verleihen die sichtbaren Messingnieten sowie horizontalen Messingstäbe der Säule Stabilität und sind dennoch sehr dekorative Elemente. Ebenso schützen Messingschuhe an den Füßen vor Bestoßung und dienen gleichfalls als Zierde. Mit diesem Blumenständer oder „Porte-bustes“ gelang Marcel Kammerer ein ikonischer Beitrag zum Wiener Jugendstil.
Der Name Thonet steht wie kein anderer Firmenname für Wiener Jugendstil-Möbel aus gebogenem Holz. Der „Wiener Kaffeehausstuhl“ aus dem Jahr 1859 mit der Modellnummer 14 hat es als Möbel-Ikone sogar in die Designgeschichte geschafft.
Michael Thonet (Boppard 1796 – 1871 Wien) begründete die Erfolgsgeschichte der Gebrüder Thonet im Jahr 1842, als die Firma das Patent für die Erzeugung von Bugholz erhielt. Bis in die 1860er Jahre hatten er und seine Söhne faktisch das Monopol auf diese innovative Technik, Holz unter Einwirkung von Wasserdampf zu biegen, um daraus Sessel und andere Einrichtungsgegenstände herzustellen.
Die Bugholztechnik hatte das europäische Möbeldesign des 19. Jahrhunderts revolutioniert, weil es die Entwicklung vom handwerklichen Tischlerei-Erzeugnis hin zur industriell-seriellen Produktion ermöglichte. Thonet schaffte diesen Sprung von der Manufaktur zur industriellen Serienproduktion unter Einhaltung hoher Qualitätsstandards.
Ästhetisch am Puls der Zeit beauftragte Thonet namhafte zeitgenössische Architekten mit dem Entwurf der Möbel, so z.B. Otto Wagner, Josef Hoffmann, Marcel Kammerer oder Otto Prutscher.
Die modernen Einrichtungsobjekte Thonets wurden auf vielen internationalen Ausstellungen in Europa und Übersee präsentiert und wurden vielfach ausgezeichnet. Den großen kommerziellen Erfolg verdankte die Firma auch dem dichten Vertriebsnetz mit Niederlassungen in allen wichtigen europäischen Metropolen.
Im Jahr 1922 fusionierte Thonet mit der Firma Mundus, die bereits 1914 die Firma J. &. J. Kohn übernommen hatte.
Einrichtungsgegenstände der Gebrüder Thonet finden sich in Sammlungen wichtiger Museen, so z.B. im Museum für Angewandte Kunst in Wien (MAK) oder im Vitra Design Museum in Weil am Rhein.
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