Große Portätvase “Märchenprinzessin”, Entwurf Nikolaus Kannhäuser, Ausführung Amphora-Werke Riessner Stellmacher & Kessel Turn-Teplitz, um 1904, Elfenbeinporzellan, markiert
am Boden Pressmarke “AMPHORA” in der Ellipse, eingebrannte Herstellermarke “Turn-Teplitz Bohemia RSTK”, “Made in Austria” und die Modell Nummer “68/28”
Lit.: vgl. Richard L. Scott (Hg.), “Ceramics from the House of Amphora 1890-1915”, Sidney/Ohio 2004, S. 93
Eine Besonderheit der Amphora-Werke sind Gefäße aus sogenanntem Elfenbeinporzellan. Besonders beliebt waren die sogenannten Porträtvasen: Aus feinster Tonerde geformte und aufwendig mit reliefartigen Applikationen geschmückte Vasen mit Darstellungen weiblicher Gesichter.
Um 1904 entwarf Nikolaus Kannhäuser, damals Leiter der Amphora Werke, den Dekor „Märchenprinzessin“. Zentrales Motiv der bauchigen Vase ist das zart ausgeführte Gesicht einer Prinzessin, die in einen kostbar verzierten Umhang gehüllt ist und von einer mit Schmucksteinen besetzten Krone bekrönt wird. Eine Sonne hinter ihrem Haupt umrahmt das Gesicht wie eine goldene Aureole. Ihr edles Gewand ist in feiner Unterglasurmalerei ausgeführt und trägt aufwändige, goldene Verzierungen.
Im oberen Bereich der Vase ist ein Laubwald in Violett und Gold, nur dezent angedeutet, vor einem hellblauen Hintergrund zu sehen. Am Fuß der Vase sind karminrote Blumen abgebildet, die mit runden Halbedelsteinen besetzt sind. Der Mittelteil der Vase wird von einem breiten Band mit Reliefbemalung in mattem Gold geprägt, wobei die verschiedenen Zonen durch ein markantes Ornamentband horizontal voneinander abgegrenzt werden.
Mit der Kombination aus flächiger, ornamentaler Malerei und Goldapplikationen stellt die Vase ein herausragendes Beispiel des Jugendstils um 1900 dar.
Die „Amphora-Werke k.k. priv. Keramische Werke Rießner, Stellmacher & Kessel“ wurde 1892 von Hans und Carl Rießner, Eduard Stellmacher und Rudolf Kessel in Turn-Teplitz gegründet. Das Österreich-Ungarische Unternehmen stellte hochqualitatives Kunsthandwerk aus Keramik her und zählt zu den bekanntesten Manufakturen des Jugendstils. Bald nach seiner Gründung beschäftigte das Unternehmen 300 Personen und exportierte seine gefragten Erzeugnisse in die ganze Welt. Neben eher kommerziellen Produkten wurden für Weltausstellungen und andere internationale Kunstmessen aufwändigere Objekte geschaffen. Zu diesen teils monumentalen Ausstellungstücken zählen Vasen mit grotesken Tierwesen wie Drachen und Seeungeheuer, inspiriert von japanischen Holzschnitten, sowie Gefäßen mit Maiden und zarten Frauengestalten in allegorischen Ausführungen. Der hohe Qualitätsanspruch der Gründungsmitglieder brachte das sogenannte „Elfenbein-Porzellan“ hervor, eine glasierte dünnwandige Art der Keramik, welche oft mit Gold, Kaltemailmalerei und Schmucksteinen aufgewertet wurde. Schon damals gewann die Firma mit dieser Technik und der aufwändigen Oberflächengestaltung hohe Auszeichnungen, unter anderem vier „Grand Prix“ auf verschiedenen Weltausstellungen. Heute sind außergewöhnliche Exemplare in den berühmten Jugendstil Museen wie dem Badisches Landesmuseum, Karlsruhe und dem Bröhan-Museum, Berlin vertreten.
Beim Senden der Anfrage stimmen Sie unseren Datenschutzrichtlinien zu. Datenschutz
Dorotheergasse 13
1010 Wien
Montag bis Freitag: 10:00 – 18:00,
Samstag: 11:00 – 16:00
Telefon: +43 676 40 64 600
E-Mail: info@kolhammer.com