Skulptur einer Ägypterin, Entwurf und Ausführung Gustav Gurschner, um 1912, Lindenholz geschnitzt türkis gefasst, signiert
Am Sockel signiert “Gurschner”
Zeitgenössisches Foto des Ateliergartens Gustav Gurschners in Wien VII mit der Figur einer Ägypterin, Archiv Gustav Gurschner © Nikolaus Kolhammer, Wien
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Die außergewöhnliche Holzskulptur einer ägyptischen Würdenträgerin nimmt in Gurschners Werk eine Sonderstellung ein. Bereits zu Beginn seiner Ausbildung an der Bozner Fachschule für Holz- und Steinbearbeitung lernte Gurschner, Skulpturen aus Holz zu fertigen. Wie auf einem zeitgenössischen Foto zu sehen, stand die Ägypterin in Gurschners Ateliergarten im siebten Wiener Bezirk, gruppiert mit anderen Büsten und Skulpturen. Die exotische, 130 Zentimeter hohe Figur hob sich – gänzlich in türkiser Ölfarbe gefasst – gewiss stark von den anderen Plastiken ab, auch wenn der farbliche Kontrast auf dem Schwarzweiß-Foto nicht ersichtlich ist.
Die androgyne Figur stellt wohl eine hochrangige Persönlichkeit im Alten Ägypten dar. Sie erinnert an eine Hohepriesterin oder Pharaonin und ist im Stil ganz den Darstellungen der Amarna-Zeit nachempfunden, also der Zeit der Könige der 18. Dynastie. Charakteristisch für diese Periode sind die weichen Züge der androgynen Figuren, ihre langen Gesichter mit schmalen Nasen, betont großen Augen und hervortretenden Ohren. Die zarten Linien und ornamental wirkende Gewandung reihen sich klar in die Arbeiten Gurschners nach 1910 ein.
Aus dieser Figur spricht wohl Gurschners Begeisterung für die ägyptische Kunst. Mit Beginn der systematischen, archäologischen Ausgrabungen in Ägypten seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, erfreute sich diese exotische Gattung in Europa großer Beliebtheit und beeinflusste auch das Kunstgeschehen, zusätzlich befeuert durch den sensationellen Fund der atemberaubend schönen Büste Königin Nofretes im Jahr 1912.
Lange Zeit befand sich die Skulptur im Privatbesitz des Künstlers. 1951 schenkte Gurschner sie seinem Enkel Christian Gurschner, der sie im Jahre 1989 an eine Privatsammlung veräußerte.
Das historische Foto von Gurschners Ateliergarten, kann auch als wunderbares Zeitzeugnis betrachtet werden. Es ermöglicht den Blick in den üppig begrünten Innenhof in der Lindengasse Nummer 9 und dokumentiert die stattlichen Ausmaße von Gurschners Arbeitsstätte. Er hatte das geräumige Atelier im siebten Wiener Bezirk im Jahr 1898 bezogen, wo er seine Skulpturen modellierte, zum Teil auch selbst goss und auch präsentierte.
Der gebürtige Tiroler Gustav Gurschner (Mühlendorf am Inn, Deutschland 1873 – 1971 Wien) war einer der bekanntesten österreichischen Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Er war Gründungsmitglied der Wiener Secession und langjähriger Präsident des Künstlerverbandes österreichischer Bildhauer. Da er mehrere Jahre in Paris lebte, kann man in seinem charakteristischen, naturbezogenen Stil einen deutlichen französischen Einfluss erkennen. Durch sein außerordentliches Talent und seine umfassende künstlerische Bildung schuf er eine Vielzahl an Denkmälern und Portraits, unter anderem den Königsobelisken in Veszprém, 1908, das Kaiserdenkmal von Hohenelbe vor 1916 oder ein Bildnis Königs Eduard VII. von England.
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