Tänzerin nach rechts blickend in schwarzer Robe, Entwurf Michael Powolny, Ausführung Wiener Keramik, um 1907, weißer Scherben bunt glasiert, markiert
Unterseite Pressmarken “WK” für Wiener Keramik und “MP” für Michael Powolny (kaum lesbar)
Lit: Elisabeth Frottier, Michael Powolny. Keramik und Glas aus Wien 1900 bis 1950, Böhlau Verlag, Wien-Köln 1990, vgl. Abb. 32, WV-Nr. 78 (Kopie beigelegt);
Thomas Arlt/Arthur Weilinger, „Wiener Keramik“, Werkverzeichnis, Eigenverlag der Autoren, Wien 2018, Seiten 110, 280
Lit.: dokumentierte Fotografie “Zwei Frauenfiguren” in der Bibliothek und Kunstblättersammlung des MAK, Wien, Inv. Nr. KI 9470-1-1
In eleganter Pose vollführt die Dame einen Wiegeschritt, den Oberkörper weit nach hinten geworfen. Ihre dunkle Robe verschwenderisch mit Blumen verziert, bieten die kunstvolle Frisur, der Blumenschmuck und der fließende Faltenwurf hier Powolny reichlich Gelegenheit, all seine keramische Meisterschaft auszuspielen. Mit seinen Tänzerinnen schuf Michael Powolny ikonische Entwürfe, die zum Inbegriff der secessionistischen Wiener Jugendstil-Keramik geworden sind.
Michael Powolny (Judenburg 1871 – 1954 Wien) ist einer der bekanntesten Keramikkünstler des Wiener Jugendstils. Nach seiner Hafnerlehre studierte er an der Wiener Kunstgewerbeschule, wo er zeitweise auch lehrte. Bald schon gehörte er dem inneren Kreis der Wiener Secessionisten an und war an der Ausstattung bedeutender Gesamtkunstwerke im Sinne der Wiener Werkstätte beteiligt; so am legendären Kabarett Fledermaus in Wien oder am Brüsseler Palais Stoclet. 1905 gründete er zusammen mit Berthold Löffler die „Wiener Keramik“, deren Objekte von der Wiener Werkstätte vertrieben wurden. 1912 fusionierte die Wiener Keramik zur „Vereinigten Wiener und Gmundner Keramik“, die weiterhin Entwürfe von Powolny und Löffler ausführte. Viele großformatige Entwürfe Powolny‘s wurden ab ca. 1914 auch von der Firma Wienerberger produziert (Skulpturen, Kachelöfen, Bauplastiken).
Im Kunstgewerbe des Jugendstils wird der Name Powolny insbesondere mit den secessionistischen Figurinen (Schöne Helena) und den beliebten Jahreszeiten-Putten assoziiert. Mit seinen kindlich-heiteren Putti prägte Powolny maßgeblich die Ästhetik der dekorativen Kleinplastik des Wiener Jugendstils. Powolny gestaltete aber auch große figurale Keramiken, wie für das Palais Stoclet oder das Dianabad. Als Designer entwarf Powolny zudem Glasobjekte, so z.B. für die Glasmanufaktur Johann Loetz Witwe oder die Wiener Traditionsfirma J. & L. Lobmeyr.
Fantasievoll-dekorative Kleinplastiken Powolny`s sowie Glasobjekte befinden sich heute in Jugendstil-Sammlungen wichtiger Kunstgewerbemuseen, so z.B. im MAK in Wien.
Die Wiener Keramik (WK) war ein kunstkeramischer Betrieb, der von 1906 bis 1913 bestand. Seine Gründer, Michael Powolny und Bertold Löffler, waren beide Absolventen der Wiener Kunstgewerbeschule. Powolny brachte als gelernter Hafner die keramischen Materialkenntnisse mit, Löffler war ausgebildeter Grafiker und Maler.
Ihre Figuren und keramischen Erzeugnisse stehen mit der perfekten Verarbeitung und den farbenfrohen Glasuren für das Wiener Kunstgewerbe der Zeit um 1900. Motivisch verkörpern sie die Ästhetik jener Zeit, als die Künstler der Wiener Secession die Durchdringung aller Lebensbereiche im Sinne des Gesamtkunstwerks progagierten und damit auch das Kunstgewerbe maßgeblich aufgewertet wurde. Architekten wie Josef Hoffmann integrierten die keramischen Accessoires der Wiener Keramik in die zeitgenössisch-modernen Interieurs des Wiener Jugendstils und trugen zu ihrer Bekanntheit bei.
Powolnys heute noch bekannteste Kreationen sind wohl die Jahreszeiten-Putti. Löffler gestaltete keramische Gebrauchsgegenstände in schwarz-weißem und vergoldetem, sezessionistischem Dekor.
Powolny und Löffler verdankten die Verbreitung ihrer Objekte auch der Zusammenarbeit mit der Wiener Werkstätte, in deren Verkaufsräumen die Produkte der Wiener Keramik ab 1907 vertrieben wurden. Zum künstlerischen Erfolg trugen sicher auch die vielbeachtete Kunstschau im Jahr 1908 bei und diverse Ausstellungen im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie ÖMKI, bei denen die Kunstkeramiken gezeigt wurden.
Trotz ihres künstlerischen Erfolgs bestand die Firma nur sieben Jahre, bis sie im Jahr 1913 aus wirtschaftlichen Gründen mit der Gmundner Keramik fusioniert wurde.
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