Monumentale Portätvase “Märchenprinzessin”, Entwurf Nikolaus Kannhäuser, Ausführung Amphora-Werke Riessner Stellmacher & Kessel Turn-Teplitz, um 1899, Elfenbeinporzellan, markiert
am Boden Pressmarke “AMPHORA” in der Ellipse, eingebrannte Herstellermarke “Turn-Teplitz Bohemia RSTK”, “Made in Austria” und die Modell Nummer “628”
Lit.: vgl. Richard L. Scott (Hg.), “Ceramics from the House of Amphora 1890-1915”, Sidney/Ohio 2004, S. 93
Nicht vorrätig
Eine Besonderheit der böhmischen Amphora-Werke sind Gefäße aus sogenanntem Elfenbeinporzellan. Die Bezeichnung steht für die aus feinster Tonerde geformten, kunstvoll glasierten und aufwendig mit reliefartigen Applikationen geschmückten Vasen. Ganz dem Zeitgeschmack entsprechend, bilden dabei Portätvasen mit ihren Darstellungen weiblicher Gesichter eine eigene Gruppe.
Nikolaus Kannhäuser, damals Leiter der Amphora Werke, entwarf den Dekor für die „Märchenprinzessin“ um 1899. Die fast 45 cm hohe, monumentale Vase ist ausgesprochen kunstvoll gestaltet. Zentrales Motiv ist das zarte Gesicht der Prinzessin, ein schleierähnlicher Umhang umhüllt ihr mädchenhaftes Antlitz und sie trägt eine Krone. Mittig hinter ihr ist ein Sonnenaufgang zu sehen, der das Haupt wie eine Aureole umspielt. Ihr edles Gewand ist in hell- und kobaltblauer Unterglasurmalerei mit aufwändigen, goldenen Verzierungen ausgeführt. Im Hintergrund nur angedeutet ist ein Laubwald ist in Violett, Braun und Gold zu sehen. Der Fuß der Vase wurde mit goldenen und grünen Aufschmelzungen mit karminroten Blumen versehen, die mit runden Halbedelsteinen gefasst sind. Den Mittelteil bildet ein breites Band mit Reliefbemalung in mattem Gold.
Bei dieser Märchenprinzessin handelt es sich um die größte Ausführung des bei Sammlern so begehrten Motivs, und wir sind froh, ein solch herausragendes Werk der Amphora-Werke präsentieren zu dürfen.
Die „Amphora-Werke k.k. priv. Keramische Werke Rießner, Stellmacher & Kessel“ wurde 1892 von Hans und Carl Rießner, Eduard Stellmacher und Rudolf Kessel in Turn-Teplitz gegründet. Das Österreich-Ungarische Unternehmen stellte hochqualitatives Kunsthandwerk aus Keramik her und zählt zu den bekanntesten Manufakturen des Jugendstils. Bald nach seiner Gründung beschäftigte das Unternehmen 300 Personen und exportierte seine gefragten Erzeugnisse in die ganze Welt. Neben eher kommerziellen Produkten wurden für Weltausstellungen und andere internationale Kunstmessen aufwändigere Objekte geschaffen. Zu diesen teils monumentalen Ausstellungstücken zählen Vasen mit grotesken Tierwesen wie Drachen und Seeungeheuer, inspiriert von japanischen Holzschnitten, sowie Gefäßen mit Maiden und zarten Frauengestalten in allegorischen Ausführungen. Der hohe Qualitätsanspruch der Gründungsmitglieder brachte das sogenannte „Elfenbein-Porzellan“ hervor, eine glasierte dünnwandige Art der Keramik, welche oft mit Gold, Kaltemailmalerei und Schmucksteinen aufgewertet wurde. Schon damals gewann die Firma mit dieser Technik und der aufwändigen Oberflächengestaltung hohe Auszeichnungen, unter anderem vier „Grand Prix“ auf verschiedenen Weltausstellungen. Heute sind außergewöhnliche Exemplare in den berühmten Jugendstil Museen wie dem Badisches Landesmuseum, Karlsruhe und dem Bröhan-Museum, Berlin vertreten.
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