Jugendstil Armlehnsessel, Entwurf Josef Hoffmann, Ausführung J. & J. Kohn Wien, Mod. Nr. 720, um 1905, Buche gebogen, Messing, Leder
Lit.: Giovanni Renzi, Il mobile moderno, Silvana Editoriale Spa, Milano 2008, S. 70-71;
Das Interieur XIII, Tafel 31, zeitgenössische Fotos der Ausstellung in Buenos Aires 1910
Nicht vorrätig
Die Firma Jacob & Josef Kohn, Wien, beauftragte namhafte Architekten der Zeit mit der Gestaltung ihrer Bugholzmöbel. So schufen etwa Adolf Loos, Josef Hoffmann, Koloman Moser oder Gustav Siegel wegweisende Möbelklassiker der Wiener Moderne, mit denen die Bugholzfirma in Folge international reüssieren konnte. Diesen formschönen Armsessel mit der Modellnummer 720 hat Josef Hoffmann im Jahr 1901 gestaltet. Bereits im darauffolgenden Jahr wurde er von J. & J. Kohn im Katalog der 15. Wiener Secessions-Ausstellung beworben. Im Laufe seiner Ausstellungsgeschichte präsentierte Kohn das Möbelstück auch auf der Weltausstellung St. Louis 1904 in den USA. Hoffmann legt dieser modernen Interpretation eines Fauteuils die gebogene Form des Hufeisens zugrunde. Die Möglichkeiten der Bugholztechnik ausschöpfend, wurde der Rückenteil nahtlos aus einer Schale geformt. Mit der kompakten Hülle verleiht Hoffmann dem Sessel eine formale Note, ohne dabei gänzlich auf dekorative Elemente zu verzichten. So lockern die sichtbar angeordneten Messingnieten und polierten Messingfüße die formale Strenge auf. Ergonomische Details, wie die leicht geneigte Führung der Armlehne, zeugen zudem von Hoffmanns durchdachtem Design-Ansatz. Mit diesem Fauteuil hat Hoffmann einen zeitlos modernen Klassiker entworfen, den wir hier als Paar anbieten können.
Josef Hoffmann (Pirnitz 1870– 1956 Wien), Mitbegründer der Wiener Secession und der Wiener Werkstätte, war ein äußerst produktiver und vielfältiger Architekt und Entwerfer. Er hat im Laufe seiner Karriere mit diversen Formen, Techniken und Materialien experimentiert. Er erzielte in seinen Entwürfen eine starke Reduktion der Form auf das Essentielle und war Wegbereiter des geometrischen Jugendstiles. So entstand sein charakteristischer, geometrischer Stil. Der Umfang seiner Entwürfe geht von Gebäuden über gesamten Inneneinrichtungen, gemäß dem Konzept des Gesamtkunstwerks, bis hin zu kleinen Detailstücken des Alltags. Eines seiner wesentlichsten Werke ist das Palais Stoclet in Brüssel, ein Gesamtkunstwerk welches er unter anderem in Zusammenarbeit mit Gustav Klimt und Koloman Moser für einen wohlhabende Unternehmer zwischen 1905 und 1911 ausgeführte.
Die ursprünglich auf den Holzhandel spezialisierte mährische Firma Jacob & Josef Kohn erweiterte ab dem Jahr 1867 ihre Geschäftstätigkeit um die Produktion von Bugholzmöbeln. Bis zu dem Zeitpunkt hatte die Firma Gebrüder Thonet faktisch das Monopol für die Erzeugung von Bugholzmöbeln inne.
Bei dieser damals neuen Technik wurde Buchenholz unter Einwirkung von Dampf in die gewünschte Form gebogen und ermöglichte damit die serielle Produktion von modernen Gebrauchsmöbeln.
Mit der innovativen Idee, ihre Möbel von wichtigen Designern der Wiener Moderne entwerfen zu lassen, wurde J. & J. Kohn zu einem der stärksten Konkurrenten von Thonet. So beauftragte die Firma einige der angesagtesten Architekten der Zeit, wie z.B. Otto Wagner, Adolf Loos, Josef Hoffmann, Koloman Moser oder Gustav Siegel, mit dem Entwurf von Möbeln. Sie reüssierte damit mit ihren hochqualitativ ausgeführten Einrichtungsobjekten auf vielen Weltausstellungen (Weltausstellung in Wien 1873, Weltausstellung in Paris 1900, Internationale Ausstellung in Turin 1902, um nur einige zu nennen).
Ästhetisch ganz am Puls der Zeit, wurden die modernen Möbel von J. & J. Kohn beim zahlungskräftigen Bürgertum in ganz Europa und Übersee salonfähig. Der große internationale Erfolg war auch dem dichten Vertriebsnetz der Firma zu verdanken, mit Niederlassungen in allen wichtigen europäischen Metropolen.
Mit dem Firmenmotto „semper sursum“ (immer aufwärts) avancierte Jacob & Josef Kohn zu einem der erfolgreichsten Möbelproduzenten in der österreichisch-ungarischen Monarchie. Sitzgarnituren, Vitrinen und typische Jugendstil-Wohnaccessoires (Satztische, Blumensäulen, Etagèren, etc.) aus der Zeit bis ca. 1914 mit dem originalen Klebeetikett oder Brandstempel „Jacob & Josef Kohn, Wien“ sind heute weltweit begehrte Sammlerobjekte.
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